19.04.2005

Schrippen schmieren statt Frust schieben - Das Transferprogramm 21 zur Nachhaltigkeitsdebatte hält Einzug in den Schulalltag

 

Von Felicitas von Aretin

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Szenenwechsel. Pappelallee im quirligen Prenzlauer Berg. In dem Backsteinbau Nr. 30-31 befindet sich das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Dienstleistungen (OSZBWD). Hier werden Schüler, zumeist vollzeitschulisch, für Berufe rund um das Büro ausgebildet. Besonders ambitionierte Schüler können parallel zur Ausbildung auch das Fachabitur erwerben.

Service wird an den drei Standorten des Oberstufenzentrums groß geschrieben. Im Lernbüro mit modernen i-Macs erinnern Zettel an den Schränken die Schüler daran, wie sie sich am höflichsten am Telefon melden. Während ihrer Ausbildung am OSZ arbeiten die Schüler fast drei Jahre lang in einem Modellunternehmen. Hier lernen sie sämtliche Aufgaben von der Auftragsbearbeitung bis zur Personalverwaltung kennen. Seit kurzem arbeiten die zukünftigen Bürokaufleute dabei mit modernster Bürosoftware von SAP. Wenn die Jugendlichen dann für drei Monate ihr Praktikum in den Betrieben absolvieren, „staunen die Angestellten oft über deren umfangreiche EDV-Kenntnisse“, freut sich Klemens Griesehop. Er ist einer der vier aus der „Nachhaltigkeitsgruppe“, die sich jede Woche ein Mal trifft. „Wir haben ungemein von dem BLK-Programm profitiert“, sind sich die Lehrer einig. Ohne die Unterstützung von Professor Gerhard de Haan hätte das Nachhaltigkeitsprojekt in dem seit 1997 schnell wachsenden Oberstufenzentrum nicht eine solche Dynamik entwickelt.

„Uns ist wichtig, dass die Schüler Umweltbewusstsein an praktischen Beispielen lernen“, sagt Carsten Wolfer, der an der Freien Universität in dem Transfer-Programm mitarbeitet. So untersuchen die Auszubildenden in einem Projekt verschiedene Papiersorten unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten. Im dritten Ausbildungsjahr führen Auszubildende des Modellunternehmens in einer Unterrichtseinheit ein Managementsystem durch, das hilft, den betrieblichen Umweltschutz kontinuierlich zu verbessern – das so genannte Ökoaudit. Das Lehrerteam entwickelte dazu Werkstattmaterialien, die inzwischen deutschlandweit in Schulen eingesetzt werden. Jede Abteilung des Modellunternehmens überprüft hierzu Produkte auf ihre Umwelt- und Sozialverträglichkeit. „Eine Schülerin aus der Abteilung Einkauf erhielt den Auftrag, Aktenordner zu testen“, erzählt Klemens Griesehop. Dabei stieß sie darauf, dass Teile der Aktenordner von chilenischen Kindern hergestellt wurden, was zu einer lebhaften Diskussion unter ihren Mitschülern führte.

„Insgesamt gelingt es uns schon, die Auszubildenden für Umweltfragen zu sensibilisieren“, berichtet Griesehop, auch wenn sie sich – wie die meisten in dem Alter – für Autos, Handys und Klamotten interessierten. Auch das junge Kollegium unterstützt die Aktivitäten und bildet sich thematisch weiter. Wirklich die Zähne ausgebissen hat sich die Arbeitsgruppe allerdings bei den Sanierungsmaßnahmen für einen umweltfreundlichen Schulumbau für das OSZ Bürowirtschaft. „Wir wollten zum Beispiel das gesammelte Regenwasser für die Toiletten und Freiflächen nutzen und damit Frischwasser sparen“, erzählt Klemens Griesehop „und konnten uns bei den zuständigen Senatsbehörden nicht durchsetzen.“ Ein Wermutstropfen in der Erfolgsgeschichte.