20.09.2012

Kompetenzorientierung ist in aller munde – aber ist das nicht alter Wein in neuen Schläuchen? Eher nicht, wenn man bedenkt, dass nicht mehr von den Inhalten her gedacht wird, sondern die Frage im Mittelpunkt aller Bemühungen steht:

Was müssen die Auszubildenden am Ende ihrer Ausbildung können?

Die Wege dahin können unterschiedlich sein, am Ende müssen aber die Kompetenzen erworben worden sein, die unsere Auszubildenden auf dem Arbeitsmarkt benötigen. Wir haben in einem dreijährigen Prozess unser bisheriges Curriculum komplett neu ausgerichtet. Die Fächer wurden aufgelöst, die Unterrichtsinhalte orientieren sich an betrieblichen Geschäftsprozessen und neben den fachlichen stehen nun auch die überfachlichen Kompetenzen im Zentrum unseres Denkens. Darüber hinaus haben wir überlegt, wie die Kompetenzentwicklung über die Ausbildungsjahre hinweg spiralig gestaltet werden kann. Wir haben den Prozess nicht von einer Expertengruppe bearbeiten lassen, sondern im Diskussionsprozess mit dem Gesamtkollegium entwickelt.

Am 20.9. konnten wir 155 Gäste aus anderen Schulen, Verbänden und Institutionen zu unserer 2. Lernkonferenz begrüßen. Nicht nur aus Berlin, sondern auch aus anderen Bundesländern wie Brandenburg und Hamburg waren Teilnehmer und Teilnehmerinnen angereist. Thema war kompetenzorientierter Unterricht in der Berufsbildung. Nach der Begrüßung durch unseren Schulleiter Stefan Marien, Hans-Jürgen Lindemann von der regionalen Fortbildung und Dagmar Kuhlich als Referatsleiterin für Grundsatzfragen für berufliche Bildung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport gab es zwei Fachvorträge von Prof. Karl Wilbers von der Universität Nürnberg-Erlangen und Prof. Tade Tramm von der Universität Hamburg. 

Prof. Wilbers wies in seinem Vortrag auf die Gefahren einer ausschließlichen Kompetenzorientierung hin, leitete daraus aber auch die Potenziale eines sinnvollen Umgangs damit ab. Wesentliche Erfolgsbedingungen sind strukturelle Änderungen in der Schule wie Teamstrukturen und die klar strukturierte Diskussion über das Curriculum im Kollegium.

Prof. Tramm ging dann stärker auf den Entwicklungsprozess in unserer Schule ein und verglich ihn mit der Entwicklung eines kompetenzorientierten Curriculums in Hamburg an den dortigen Berufsschulen für den Einzelhandel.

Unser Bildungsgangsleiter Mario Kleinmann stellte dann unser Curriculum und die dazugehörige Kompetenzmatrix vor. Besonders ging er dabei auch auf die organisatorischen Voraussetzungen ein, die dafür in der Schule geschaffen werden mussten. 

In den anschließenden Fachforen wurde über Kriterien für kompetenzorientierte Materialien, die Neuordnung der Büroberufe, fächerübergreifende Kompetenzen, den Europäischen Qualifikationsrahmen, die Prozessorientierung anhand von erp-Programmen und den Möglichkeiten der vollzeitschulischen Berufsausbildung diskutiert.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Podiumsdiskussion an der zusätzlich noch Herr Niedziella von der IHK Berlin und Herr Idler als Hauptseminarleiter teilnahm. Themenkomplexe waren die erste und zweite Phase der Lehrerbildung, die Notwendigkeit der Veränderung von Prüfungsanforderungen der Auszubildenden und die Unterstützungssysteme, die durch die Senatsverwaltung eingezogen werden müssten. 

Da bis um 18 Uhr der Diskussion von fast allen TeilnehmerInnen noch aufmerksam gefolgt wurde, zeigte, dass eine so breite Diskussion zu diesem Thema in Berlin überfällig war.

Das Feedback zur Veranstaltung war überwiegend positiv. An den vereinzelten Kritikpunkten werden wir selbstverständlich arbeiten. Sicher konnten nicht alle Erwartungen erfüllt werden, vor allem die nach kompetenzorientierten Unterrichtsmaterialien. Hier stehen wir selbst noch am Anfang und versuchen Kriterien zu entwickeln. Auf den Prozess der Diskussion mit den Lehrerinnen und Lehrern, die nach einem solchen Curriculum arbeiten sollen, kann man so wie so nicht verzichten. Die Qualität des Unterrichts zeigt sich erst in der Umsetzung und wesentlich dafür ist, dass sich die Lehrer mit dem Curriculum indentifizieren.

Am Freitag wurden die Foren fortgesetzt, in dem in den einzelnen Themenfelder stärker in die Tiefe gegangen wurde. Ca. 70 TeilnehmerInnen konnten wir auch am Freitag begrüßen.

Wir bedanken uns noch mal bei allen Teilnehmern, die zum Erfolg dieser Veranstaltung beigetragen haben.